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STUDIERENDENWERKE BIETEN IN VIELEN HOCHSCHULSTÄDTEN EINE PSYCHOLOGISCHE BERATUNG AN – KOSTENLOS UND ANONYM. UNSERE BLOGGERIN SOPHIE TRAF MAREN TIMM. SIE HAT FÜR DIE STUDIERENDEN DER HNE EBERSWALDE IN BRANDENBURG EIN OFFENES OHR.

Protokolliert vonSophie Freitag

 

Sophie Freitag: Seit wann ist die psychologische Beratung an der HNEE?

Maren Timm: 2008 habe ich die Anzeige in der Lokalzeitung gelesen und mich direkt beworben. Als gebürtige Eberswalderin habe ich ein Faible für ein buntes und lebendiges Stadtleben. Die Studierenden tragen einen großen Teil dazu bei. Mir ist wichtig, dass wir sie hier ein- und anbinden. Als ich angefangen habe zählte die Uni 600 Studierende, heute sind es 2000.

 

S:  Jeden Mittwoch bieten sie eine Sprechstunde an, wie ist der Zuspruch der Studierenden?

T: Verglichen mit den anderen Standorten des Studentenwerks sehr hoch. Viele Studierende reden in Eberswalde offen über ihre Probleme.

 

S: Worum geht es in den Gesprächen?

T: Für die Studierenden bin ich Ansprechpartnerin in der Krise. Einige zweifeln, habe ich mich für das richtige Studium entschieden, fühle ich mich an meinem Studienort wohl? Da kommt eins zum Anderen. Die meisten kommen, wenn sie sich selbst nicht mehr zu helfen wissen  Sie wollen unbedingt, bekommen es aber nicht allein hin, brauchen Werkzeug. Ich gebe ihnen Impulse und helfe den eigenen roten Faden wiederzufinden.

 

S: Was unterscheidet die Studienzeit von anderen Phasen?

T: In dieser Lebensphase fließen so viele Dinge ein, alles ist am Wachsen. Es ist eine sehr reiche und tolle Zeit, in der man sich probieren soll. In dieser Zeit kann man  mit der Freiheit umgehen lernen. Gehe ich heute zur Vorlesung oder nicht? Das kann auch schon mal gefährlich werden. Ich erlebe oft, dass Studierende Dinge schleifen lassen - „Oh Gott, wie ist die Zeit gerannt“ - und  Dinge verhauen. Bildlich gesprochen sind wir in einem Kreisverkehr. Fahre ich erst einmal im Kreis oder entscheide ich mich klar für eine Abfahrt.

 

S: Wie ist es heute im Vergleich zu Ihrer Studienzeit?

T: Wir haben heute andere Möglichkeiten als vor zehn, zwanzig Jahren. Wir hatten damals nicht die Zeit. Auslandssemester haben wir nicht gemacht. Studierende haben heute viel mehr Angebote. Umso schwieriger ist es, herauszufinden: Passt das für mich?

 

S: Und wie helfen Sie ihnen dann?

T: Ich motiviere die Studierenden, in sich hinein zu hören. Ein schönes Bild ist der Seelenvogel. Wie bin ich gestrickt als Mensch? Weich oder sehr gefestigt. Angenommen, der Vogel befindet sich im Käfig und fühlt sich eingeschlossen, wird er dort verkümmern. Bleibt die Tür hingegen offen, kann er selbst entscheiden. Freiwillig den Käfig verlassen und sein Futter fangen. Was ich damit sagen möchte: Im Studium gibt es manchmal Phasen, in denen möchte man sich am liebsten zuhause einschließen und nichts tun. Auf Dauer ist das aber nicht die Lösung. Ich versuche mit den Studierenden zu erarbeiten, wo ihre Stärken und Schwächen liegen und wie sie mit diesen ihren ganz eigenen Weg durchs Studium finden.

 

S: Studierende werden  ja immer jünger, werden sie auch schneller erwachsen?

T: Erwachsen würde ich das nicht nennen. Eher herauswachsen. Eigene Entscheidungen treffen und dahinter stehen. Wann ist man denn erwachsen? Das Kind in sich zu behalten ist sowieso wichtig und ein großes Geschenk, was man sich selbst machen kann

 

S: Als Kind der Eltern ist es auch nicht immer leicht.

T: Klar, die haben eine Schultüte mit vollgestopften Erwartungshaltungen. Die Abhängigkeit ist da meistens nicht nur finanziell. Es ist nicht immer fein, und vielleicht verlassen wir ein wohl behütetes Elternhaus auch mit Schmerzen. Aber auch das gehört zum Herauswachsen dazu: Widerstand und Widerspruch.

 

S: Was raten sie den Studierenden?

T: Sich Zeit lassen. Wenn es auf dem Weg Kurven gibt muss man die manchmal nehmen, auch wenn das Geschwindigkeit rausnimmt. Dann ist man eben ein bisschen später. Es ist sehr wertvoll sich zu erkennen,  und zu sagen: Das gehört zu meinem Weg. Ich nehme die Situation an und mach was draus.

 

S: Auf unserem Blog behandeln wir auch das Thema Substanzkonsum, wie oft ist das Thema in ihren Gesprächen aufgetaucht?

T: Soweit ich mich erinnern kann, bisher nur einmal. Die wenigsten erscheinen mir so. Ob es im Hintergrund Konsum gibt, mag ich nicht bejahen und nicht abstreiten. In der Beratung frage ich mich auch eher, warum greift man zu? Hilfsmitteln dieser Art?

 

S: Die meisten hoffen wahrscheinlich auf eine Besserung der Situation?

T: Genau, da liegt aber auch das Problem. Wenn man es dann ohne Hilfsmittel nicht mehr hinbekommt. Sich selbst etwas vormacht oder unterdrückt.  Ich brauche das, um das und das zu tun. Ich kann nicht mehr anders, komme nicht mehr aus der Mühle raus. Ich denke, ich kriege das hin und entferne mich dabei von mir selbst.

 

S: Was wollen Sie unseren Leser:innen am Ende noch mit auf den Weg geben?

T: Traut euch. Versucht euch.  Erkennt euer Potenzial. Fragt euch, was kann mir passieren? Im schlimmsten Fall das, im besten Fall das. Das ist mein Bild und hier ist mein Farbkasten, ich kann mir mein Bild malen.

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